24. Januar Freitag in Santa Cruz de Teneriffe
Es war ein angenehmer Tag, wobei ich eindeutig zuviel gelaufen bin, ca. 12 km. Aber alles der Reihe nach.
Am Morgen erwischte ich nicht den Shuttle Bus sondern machte mich per pedes auf den Weg. Schien ja auch gar nicht sehr weit zu sein, waren aber doch 1,5km die Mole entlang bis zum Plaza Espana. Immerhin ich fand die Post und ein kleines Cafe mit WiFi, in dem ich meinen vorbereiteten Text auf den Blog laden konnte. Soweit alles ganz gut!
Dann entschied ich mich, wieder zum Schiff zurückzukehren und das schwere Notebook abzuliefern. Wieder fand ich nicht den Shuttle Bus, gin also zu Fuß und damit waren es schon mal 3km plus Wegstrecke. Beim zweiten mal immerhin fand ich den Shuttle und merkte mir auch den Abfahrtsort für die Rückfahrt. Dort herrschte dann aber so ein Gedränge, dass ich mich doch für ein Taxi entschied.
Vorher war ich die ganze schöne Strandpromenade entlang marschiert, hatte mit meiner Liebsten telefoniert, war durch leine Gässchen gestromert und hatte einen schönen Tag verbracht. Höhepunkt war am Ende der Besuch des Auditorio von Calatrava, ein Baumeister, dessen Handschrift wirklich unverkennbar ist. Ich stell mal noch ein Bild ins Album Kreuzfahrt.
Beeindruckend fand ich auch die ganz neuerbaute Bibliothek von Santa Cruz. Absolut modern, viel Glas, Beton und Marmor und 24 Stunden geöffnet. Da kann es schon verlocken Santa Cruz als Studienort zu wählen.
Der Rückweg gestaltete sich zum Kreuzweg. Als ich um 16 Uhr meine Kabine enterte, konnte ich mich nur noch aufs Bett werfen. Beim Abendessen war dann wieder lockerer Austausch mit den Tischgenossen angesagt, aber gleich danach wieder ins Bett.
25. Januar Samstag in Funchal/Madeira
Einen Shuttle Bus gibt es nicht und so eine Mole ist dann mal locker ein bis zwei Kilometer lang. Ich hatte mein Laufvermögen wohl überschätzt, ließ mich dann nach halber Strecke die restlichen 500m bis zum Teleferico mit dem Tok Tok fahren, ein sehr sympathisches Gefährt auf drei Rädern, welches einen Mordskrach macht.
Dann gings mit der Doppelmayr Seilbahn in österreichischer Qualität nach Monte den Berg hinauf, um dort den Ausblick und die kleine Kirch zu genießen. Der Besuch des Botanischen Gartens hätte eine erneute Fahrt mit der Seilbahn erfordert, so dass ich darauf verzichtete. Es reichte kräftemäßig gerade noch zu einem kleinen Spaziergang durch die sehr hübsche Stadt, bis ich mich weit vor Ende der Ausgangszeit wieder in meiner Kabine einfand, ächzend und stöhnend, diesmal nicht nur wegen der Knie, sondern auch weil mich ein üble Erkältung mit Fieber und allem Drum und Dran erwischt hatte. So verpasste ich an diesem Tag sogar mein geliebtes Abendessen und blieb 17 Stunden ununterbrochen im Bett. Erst am nächsten Morgen konnte ich mich wieder dazu aufraffen, die Kabine zu verlassen.
26. Januar Seetag
Heute gibt es zum Glück keine lebensnotwendigen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, sondern ich kann es mir auf dem Schiff so ganz gemütlich machen. Meinen Hakan Nesser hab ich ausgelesen, hab mich ein wenig zu viel an den Essensständen herumgetrieben und hab natürlich auch den Lichtbildervortrag der resoluten Lektorin Sonja Weidhase angehört. Über Sonja Weidhase will ich noch etwas sagen. Sie ist vermutlich schon über 70, hat sich aber gut gehalten und vermittelt in ihren Vorträgen einen Kurzextrakt der europäischen Bildungsgeschichte, gewürzt mit kleinen Anekdötchen aus ihrer bunten Lebensgeschichte. Sie lässt immer wieder verlauten, dass sie als 16 jährige von daheim ausgerissen ist und nach Malaga kam, dort einige Zeit verbracht hat und auch 30 Jahre in Ägypten lebte. Zwar sind die Dinge, die sie erzählt, oft nicht wirklich neu, aber doch immer unterhaltsam, und vieles, was man so wusste, wird wieder aufgefrischt. Es ist für mich ein Genuss, der Dame zuzuhören. Ein solches Bildungsangebot hätte ich übrigens auch gar nicht auf dem Dampfer erwartet, wo die sonstigen Vergnügungen doch eher massentauglich sind. Interessant ist, dass die Vorträge von Frau Weidhase immer gut besucht sind.
Noch ein bisschen was zum Vergnügungsangebot auf dem Schiff. Es gibt eine Unzahl geschmackvoll eingerichteter Bars mit unterschiedlichem Ambiente, ein Casino, die Bibliothek, eine Sporting Bar, in der rund um die Uhr Sport Ereignisse angeschaut werden können, eine Cigars Lounge und daneben natürlich ein ganzes Sport Deck mit Schwimmbädern, Whirlpool und Sauna. Die Damen, denen die Schönheit am Herzen liegt, können diese pflegen und sich auch einem exklusiven Shopping Vergnügen hingeben. Wie man aus der Beschreibung sieht, nutze ich ganz viele Orte nicht und einen, die Sauna, die ich gern nutzen würde, ist wegen Erkältung für mich geschlossen.
Morgen sind wir in Malaga, und ich hoffe, dass ich dann wieder den Strapazen eines Landausfluges gewachsen bin.
27. Januar Malaga
Heute lief alles nach Plan. Ich fand den Shuttle Bus und gleich ein kleines Cafe mit WiFi. Leider war die Skype Verbindung wieder mal schlecht. Auch telefonisch kam ich nicht wirklich durch, so dass meine Liebste ohne meine aufmunternden Worte ihren Lebensalltag durchstehen muss. Vielleicht ist sie sogar ganz froh darüber.
Malaga ist einfach schön! Ich erinnerte mich an die kleinen Gassen, die ich vor 3 Jahren beim Sprachaufenthalt so gern durchstreift hatte, fand nette Cafes und auch eine Profumeria, in der die von mir gesuchten Chanel Düfte nochmals billiger waren als im Duty Free auf dem Schiff. Welch ein Triumph für meine Sparseele. Ganz froh bin ich immer, wenn ich dann wieder rechtzeitig beim Schiff angekommen bin.
Hab ich eigentlich erzählt, dass ich im frühen Jugendalter in Milazzo/Sizilien mal die Fähre nach Lipari verpasst habe? Wird ich nie vergessen, wie sich die Bordwand des Schiffes millimeterweise vom Kai entfernte, auf dem ich mit Koffern ziemlich belämmert zurück blieb.
Am Abend mit meinen Tischgenossen dann wieder reges Austauschen über die Erlebnisse in der Stadt. Dietmar und Anita hatten die Stadtrundfahrt gebucht und sich dabei kalte Nasen geholt.
28. Januar Seetag
Es ist ziemlich kalt geworden in Südeuropa. Während ich im Fernseher die Wetternachrichten aus Deutschland verfolge und von arktischen Temperaturen im Nordosten höre, sind wir auch nicht mehr im zweistelligen Plusbereich. So lässt sichs auf Deck nicht lange aushalten.
Ich habe neuerdings die Bibliothek als stillen Leseort für mich entdeckt, an dem ich nichts konsumieren muss. Allerdings kostet das Ausleihen eines Buches 15.-€!!!!!!
Über das dauernde Abzocken der Passagiere durch die Geschäftsführung hab ich mich am Anfang ja schon genug ausgelassen. Dennoch ärgert es mich immer wieder, wenn ich auf neuerliche Beweise für diese Abzockmentalität stosse.
Wir erhielten einen Fragebogen aufs Zimmer geliefert, in dem wir vertraulich per „Du“ aufgefordert wurden, die Leistungen der MSC Crew zu bewerten. Diese Fragebogen musste unter Angabe von Namen und Adresse abgegeben werden. Wir waren vorher darauf hingewiesen worden, dass das Service Personal mit seiner Entlassung zu rechnen habe, wenn es nur durchschnittlich oder „nur“ gut bewertet würde. Deshalb Pflicht für uns, die besten Noten zu vergeben. Ich habe mich dieser Selbstbeweihräucherung entzogen, indem ich den Bogen nicht abgegeben habe.
So ein Schiff bietet beste Gelegenheit zur Beobachtung der Mitmenschen. Beim Frühstück durfte ich zweimal erleben, wie sich Ex-DDRler im Ambiente der Kreuzfahrt zu sadistischen Herrenmenschen aufspielten. Mit offensichtlicher Wonne triezten Sie die Kellner und mokierten sich darüber, dass deren Kenntnisse der deutschen Sprache begrenzt waren. Sie selbst allerdings verfügten außer näselnden Sächsisch über keinerlei Fremdsprachkenntnisse.
Ich hatte wohl schon erwähnt, dass ich in einigen kleinen Begegnungen auch nette Reisegäste kennengelernt habe. An dieser Stelle auch mein Dank an meine abendliche Tischrunde, deren nette Unterhaltung mir den Abend versüßte. Mein Namensvetter Dietmar hatte mich zweimal zu einem Extra-Bierchen eingeladen. Dabei haben wir nett geplaudert.
29. Januar Rom
Mit Dietmar und Anita hatte ich geplant, den letzten Ausflug nach Rom gemeinsam zu gestalten. Leider sind sie am Ende doch abgesprungen, um sich in die vermeintliche Sicherheit des MSC Angebots zu stürzen. Dafür mussten sie mit 49.-€ für den Transfer nach Rom pro Person einen stolzen Preis entrichten.
Ich hatte es mit meiner Individualtour dagegen wieder gut getroffen. Für 12.-€ konnte ich von Civitavecchia nach Rom hin und zurück fahren und hatte außerdem den ganzen Tag freie Fahrt mit allen Verkehrsmitteln Roms. Santa Maria Maggiore, das Pantheon und den Trevi Brunnen hab ich bewandert, den Quirinals Palast und andere Paläste und Plätze beim Vorbeifahren im Bus bewundert und auch mein WiFi Cafe und Restaurant gefunden. Was will ich mehr von einem kurzen Nachmittag in Rom.
Leider war das Wetter am Ende ziemlich mies, regnerisch und kalt. Wie schön, dass auf dem Schiff die warme Sauna auf mich wartete. Am Abend dann Koffer packen und Abschied nehmen. Und am nächsten Tag
30. Januar Transfer zurück
Bei wildem Schneetreiben und also chaotischen Strassenverhältnissen ging es über den Appenin und durch die Poebene zum Gotthard nach Weil. Die ganze Zeit nahm ich den Knopf nicht aus dem Ohr, war ich allmählich doch etwas in das Hörspiel „IQ84“ von Haruki Murakami hinein gewachsen. 42 Stunden Hörvergnügen!! Ich weiß nicht, ob das wirklich so gut ist, so lang eine Stimme im Ohr zu haben. Ansonsten finde ich das Buch im Vergleich zu anderen von Murakami langatmig und weitschweifig. Die Spannung hält sich in Grenzen. Ich habe schon Besseres von ihm gelesen, aber nach jetzt fast der Hälfte will man doch nicht aufgeben, oder? Zumal Namensvetter Dietmar 18 Stunden Beltrucchi scheinbar mühelos geschafft hat.
Resümee meiner Kreuzfahrt: Ich hätte es noch mehr genießen können, wenn ich mich mehr auf andere Menschen eingelassen hätte. Der Schock am Anfang durch die hohen Preise und die Erkrankung auf der Reise haben mich ein bisschen in die selbstgewählte Isolation getrieben. Sicher, die Massenvergnügungen waren nicht so mein Geschmack. Ich war enttäuscht von den Shows, denen ich dann ferngeblieben bin. Aber es gab doch eine Reihe von Annehmlichkeiten an Bord, die sich der in die Jahre gekommene Traveller gern gefallen lässt. Es müssen nicht unbedingt 42 Kreuzfahrten werden, so wie bei zwei Mitreisenden im Bus, aber ich kann mir durchaus vorstellen, noch einmal ein Reiseschiff zu entern. Und damit Tschüüüss!